Hier ein ausführlicher und persönlicher Bericht unsers Vereinsmitglieds Tobias Bengfort von
seiner WM Erfahrung/Erlebnis. Sensationelle Leistung und ein unvergesslicher Trip:
 
„Angefangen hat alles schon 2019 als meine Frau Lara und ich uns entschieden hatten in
2020 bei der Ironman 70.3 EM in Elsinore in Dänemark zu starten. Eigentlich hatten wir das
Ziel uns dann für die WM 2022 in Neuseeland zu qualifizieren und dort unsere Flitterwochen
nachzuholen, aber alles kam anders als gedacht: Mit Corona hatten wir auf jeden Fall nicht
geplant. 
2020 war der Wettkampf in Dänemark zunächst ausgefallen, 2021 waren lange Zeit die
Einreisebedingungen unklar und so konnten wir den Startplatz schließlich ins Jahr 2022
schieben, wobei Lara aufgrund der Geburt unseres Sohnes im April nur zum Schwimmen
und einer sportlichen Sightseeing Tour auf dem Rad am Start war.
Ich hatte in Elsinore einen ziemlichen „Sahnetag“ erwischt und konnte in 4:22:14 Platz 8 in
der AK belegen. 
Bei der abendlichen Slotvergabe wurden dann die Plätze für die Ironman WM in St. George
vergeben und ehrlicherweise war das Interesse nicht sonderlich groß, sodass nahezu jeder
Finisher mit Interesse auch einen Slot bekommen hat. Mit den umkämpften Plätzen für die
LD-Weltmeisterschaft auf Hawaii hatte das nichts zu tun, sodass ich nur jeden mit Interesse
ermutigen kann selbst mal zur Slotvergabe zu gehen, auch wenn die eigene Platzierung
jenseits der Top 10 der eigenen AK liegt. Gezahlt werden muss bei Annahme eines Slots
jedoch sofort die nicht ganz kleine Startgebühr; die Kreditkarte sollte also bereit liegen.  
Für uns wurde somit an dem Abend klar, es geht in vier Monaten zum ersten Mal für uns drei
in die USA.
Fünf Tage vor dem Rennen sind wir Las Vegas gelandet und haben gleich mal einen
Dämpfer erhalten. Unser Gepäck und das Rad hatten es leider nicht mit in den Flieger
geschafft und so mussten wir unser Gepäck im Hotel erst einmal als vermisst melden. Am
nächsten Tag ging es dann nach kurzem Shoppingtrip – um frische Klamotten zu haben –
weiter nach Hurricane bei St. George in Utah. Die zweieinhalbstündige Autofahrt dahin war
schon beeindruckend, auch wenn es fast nur durchs „Brachland“ ging. Vom Airbnb aus
haben wir dann die erste Rückmeldung erhalten – unser Gepäck sollte in den nächsten
Tagen nachgeliefert werden und sei zumindest mittlerweile in einem Flieger in Richtung Las
Vegas. Die eigentlich angedachte Streckenbesichtigung der Schwimmstrecke im Sand
Hollow Reservoir musste mangels Neo und Schwimmklamotten daher leider ausfallen. 
Drei Tage vor dem Rennen kamen dann glücklicherweise auch das Rad und der Rest des
Gepäck, sodass noch ein letzter Materialcheck und eine kurze Streckenbesichtigung
erfolgen und die Laufschuhe für ein wenig Aktivierung geschnürt werden konnten.
Von den unzähligen Angeboten rund um das Event (Athletes-Parade, Welcome Banquet,
Ironkids-Race, Land of Endurance Fun Run, etc.) haben wir Abstand genommen, da wir
unseren Sohn vom Trubel etwas fern halten wollten.
So haben wir auch das Frauenrennen nur im Livestream verfolgt und nochmal letzte
Anregungen zur Bekleidungswahl erhalten.
Entgegen der Ankündigung im Athletes Guide war es in St. George nämlich „frisch“ – statt
der angekündigten 29 °C Lufttemperatur und 22 °C Wassertemperatur – hatten die Damen
nach 17 °C im Wasser zunächst mit nur 4 °C Lufttemperatur auf dem Rad zu kämpfen. Im
nächsten  Sportladen konnte ich glücklicherweise noch das letzte Paar Radhandschuhe
ergattern, ehe es am spätem Nachmittag zum Reservoir und nach St. George (geteilte
Wechselzone) zum Check-In ging. Logistisch war es eine Herausforderung und zeitlich auch
deutlich aufwendiger als gedacht, da fast 4000 Starter ebenfalls die Wege auf sich nehmen
mussten.

Am Samstag den 28.10.2022 ging es dann endlich los: Morgens um 4 Uhr
läutete der Wecker, da bereits deutlich vor 6 Uhr der Shuttle von St. George zum State
Hollow Reservoir ging. In unzähligen typisch amerikanischen Schulbussen ging es dann für
die Athleten und später auch Zuschauer zum ersten Wettkampfgelände. Mit mir im Bus saß
der amerikanische Mitfavorit Sam Long, der später am Tag mit einer vieldiskutierten
Zeitstrafe das Männerrennen prägte, wenn auch sportlich mit dem Ausgang nichts zu tun
hatte. 
Das Profi-Männerrennen startete dann noch im Dunkeln um 7:30 Uhr. Meine AK war ab 7:55
Uhr mit einem Rolling Start dran und ich stürzte mich kurze Zeit später in die 16,9 °C kalten
Fluten. Als eher schlechter Schwimmer verließ ich nach sehr kalten 33 Minuten das Wasser
ehe es mit Weste, Armlingen und den neuen Handschuhen zur nächsten sehr kalten
Teildisziplin überging. Bei zunächst 6 °C und mit 1000 hm war die Radstrecke recht bergig.
Nach 60 km auf der Überholspur kam von hinten eine größere Gruppe mit 10 Personen die
teilweise mehr und teilweise weniger fair gefahren ist und aus der ich mich auch auf den
letzten 30 km nicht mehr lösen konnte. Ein Kampfrichter sorge jedoch zeitnah nochmal dafür,
dass diejenigen, die es mit dem Abstand nicht so genau nahmen noch ihre Zeit im Penalty-
Zelt absitzen durften. Beim Highlight der Radstrecke, dem Snow Canyon, ging es nochmal
viele Kilometer nur bergauf und es wurde dann doch noch warm ehe eine sehr flotte Abfahrt
nach St. George wieder für Abkühlung sorgte. Sportlich lief es zu dem Zeitpunkt schon nicht
mehr so gut, da ich die Energie in meinen Trinkflaschen irgendwie nicht runter bekam und
schon etwas raus nehmen musste ehe ich das Radfahren nach 2:28 beendete. Da die
Vorbereitung die letzten 1,5 Monate mit längeren Krankheitsphasen nicht optimal lief, war
dies nicht verwunderlich und es deutete sich schon an, dass der anschließende
Halbmarathon energetisch ein Ritt auf der Rasierklinge werden würde.
In St. George angekommen wurden wir von den unzähligen Zuschauern begrüßt und es ging
zunächst relativ flott auf die ebenfalls eher hügelige Laufstrecke. Die zwei Runden bei denen
es immer nur auf oder ab ging und die teilweise auch über verschiedene Untergründe auf
einem Golfplatz ging waren dann leider der zu erwartende Kampf. Mit zu wenig Energie und
später auch Luftproblemen wurde es hinten raus zäh. Die Gewissheit, dass unzählige
Freunde und Bekannte das Rennen am Ticker verfolgten und die Familie im Ziel wartete,
sorgte jedoch für die notwendige Motivation weiter zu laufen, sodass der abschließende HM
in 1:41 absolviert werden konnte. Nach 4:49:49 stoppte die Zeit und ich konnte nach kurzem
Besuch am Finisherbuffet endlich zur Familie, nur um die Finisher-Medaille gleich als
Spielzeug an meinen Sohn weiterzugeben. 
 
Sportlich konnte ich an diesem Tag leider wenig ausrichten. Die Teilnahme hat sich jedoch
nichtsdestotrotz voll gelohnt, da die Eindrücke des Tages einzigartig sind und eine
Weltmeisterschaft dann eben doch kein normaler Triathlon-Wettkampf ist. Was außerdem
bleibt ist die Motivation es beim nächsten Mal besser zu machen, vielleicht geht es also 2023
nach Finnland oder 2024 sogar nach Neuseeland. Motivation ist aktuell mehr als genug
vorhanden. Der Start muss jedoch noch ein wenig verschoben werden, da ich am Montag
nach dem Wettkampf einen positiven Coronatest hatte. Das erklärt die fehlende Luft beim
Laufen und sorgt dafür, dass ich mir jetzt doch erst mal eine kurze, sportfreie Offseason
gönne ehe es bald los geht mit der Saisonvorbereitung für 2023.“